Schwerpunkte

Narzissmus

Der Begriff Narzissmus stammt aus der griechischen Mythologie und erzählt die Geschichte vom Jüngling Narziss. Dieser verliebte sich in sein eigenes Spiegelbild, welches er im Wasser einer Quelle sah. Obwohl Narziss die Täuschung erkannte, konnte er sich nicht von dem Bild abwenden und starb. Dieser Mythos sollte damit das Thema Selbstüberhebung und Strafe zum Ausdruck bringen.

Persönlichkeitsstörung und Akzentuierung

Es ist wichtig eine narzisstische Persönlichkeitsstörung von einer Akzentuierung zu unterscheiden. Bei erstgenanntem Fall müssen laut DSM-5 eine gewisse Anzahl an Kriterien erfüllt sein, um diese zu diagnostizieren. Eine Persönlichkeitsstörung entsteht bereits in der Kindheit und Jugend und ist tief verankert. Eine Persönlichkeitsakzentuierung weist die Merkmale in weniger ausgeprägter Form auf. Es ist auch möglich, dass nur gewisse Eigenschaften vorhanden sind. Jeder Mensch trägt narzisstische Anteile in sich. Im gesunden Maße kann dies zu einem guten Selbstwertgefühl und Selbstliebe beitragen.

Offener und verdeckter Narzissmus

Meist werden bei den Merkmalen einer narzisstischen Persönlichkeit, die, des offenen (grandiosen) Typus genannt. Ich beschreibe in der folgenden Auflistung sowohl den offenen als auch den verdeckten (vulnerablen) Narzissmus. Es handelt sich um Merkmale, die auftreten können, aber nicht müssen. Es ist auch möglich, dass Menschen sowohl offene als auch verdeckte narzisstische Anteile besitzen. Der verdeckte Narzissmus ist meist schwerer zu erkennen, oft ist er subtil. Beide Persönlichkeitsformen vereint, dass sie zu Beginn charmant und zugewandt wirken, die manipulative, unempathische Seite zeigt sich meist erst im späteren Verlauf.

Merkmale des offenen Narzissmus:

grandios/ extrovertiert/ prahlerisch
erhöhtes Selbstbewusstsein
Streben nach Aufmerksamkeit und Bewunderung
dominant/ herrisch/ cholerisch
Mangel an Empathie
Mangel an Kritikfähigkeit
Mangel an Fähigkeit zur Selbstreflexion
Abwertung/ Beleidigung/ Aggression
Überschätzung der eigenen Fähigkeiten
manipulativ/ ausbeuterisch/ Schuldumkehr

Merkmale des verdeckten Narzissmus:

nach Außen zuvorkommend/ hilfsbereit/ charismatisch
gleichzeitig schüchtern/ unsicher/ defensiv
unterdrückt Impuls zum großartigen Auftritt
rückt sich indirekt ins beste Licht
Inszenierung als Opfer
badet gerne im Selbstmitleid
Schuld wird bei Anderen gesucht
passiv-aggressives Verhalten
manipulativ/ Schuldumkehr
Stimmungsschwankungen

Narzissmus in Beziehungen

Mit einem Menschen in Beziehung zu sein, der starke narzisstische Persönlichkeitsanteile hat, kann enorme emotionale Verletzungen und Leid verursachen. Diese Anteile hat das Gegenüber bereits zu Beginn der Beziehung, sie sind allerdings meist nicht sofort erkennbar und zeigen sich erst im späteren Verlauf oder in Konfliktsituationen.

Toxische Beziehungen

Das Wort toxisch bedeutet giftig bzw. schädlich. Es handelt sich hierbei jedoch um keinen wissenschaftlichen Begriff. Diese Bezeichnung beschreibt eine Beziehung, die destruktiv, im Ungleichgewicht und von emotionaler und/ oder körperlicher Gewalt geprägt ist. Meist hat das Gegenüber ausgeprägte narzisstische Anteile. Sofern in Hinblick auf die Beziehung und Familienangelegenheiten Rechtsbeistand benötigt wird, kann ich die Rechtsanwälte Philipp Spoth und Kai Lange empfehlen.

Eine toxische Beziehung kann aber auch durch andere Einflussfaktoren oder psychische Erkrankungen entstehen. Dies können beispielsweise andere Persönlichkeitsstörungen bzw. Akzentuierungen sein, eine Depression oder eine Suchterkrankung.

Einige Merkmale einer toxischen Beziehung habe ich aufgelistet, darin enthalten sind auch Formen der emotionalen und körperlichen Gewalt. In diesem Fall gilt ebenso, dass nicht alle Eigenschaften auftreten müssen, auch die Intensität kann variieren.

Emotionale Abhängigkeit und Co-Abhängigkeit

Emotionale Abhängigkeit und Co-Abhängigkeit sind quasi identisch, der letztgenannte Begriff spezifiziert die Abhängigkeit auf eine bestimmte Person. In beiden Fällen entsteht meist das Gefühl, ohne den anderen nicht Leben zu können.

Betroffene sind ständig auf der Suche nach Bestätigung, Sicherheit und Halt. In einem gewissen Maß ist ein intensives Zugehörigkeitsgefühl wichtig, doch kann eine erhöhte Intensität zur Abhängigkeit führen. Es kann regelrecht zu einer Sucht nach Anerkennung und Liebesbeweisen kommen, die sich bei Nichterfüllung wie ein Entzug anfühlt. Bei emotionaler Abhängigkeit/ Co-Abhängigkeit ist das eigene Leben fast ausschließlich auf das Gegenüber und deren Bestätigung ausgerichtet. Betroffene verlieren sich selbst meist völlig aus den Augen, versuchen dem anderen zu gefallen und ordnen die eigenen Bedürfnisse denen des Partners unter.

Merkmale einer toxischen Beziehung:

emotionale Achterbahn/ häufige Hochs und Tiefs
Ausübung von Macht und Kontrolle
Leugnen/ Runterspielen/ Anzweifeln
Unterdrückung/ Demütigung
Manipulation / Tatsachenverdrehung/ Schuldumkehr
Abwertung/ Beleidigung/ körperliche Gewalt
Isolierung von Freunden/ Familie
Eifersucht/ Kontrolle
Liebesentzug/ Mauern/ Schweigen
Kontaktabbruch/ nicht mehr erreichbar sein
nicht mehr wissen was richtig und falsch ist
Verlust von Kraft/ Energie/ Selbstwert

Narzissmus im Umfeld

Personen mit ausgeprägten narzisstischen Persönlichkeitsanteilen kann es in verschiedenen Umfeldern geben. Oft ist dies nicht auf Anhieb erkennbar. Menschen, die bereits als Kind in Berührung mit Narzissmus gekommen sind, hatten keine Möglichkeit zu entkommen. Dies kann prägende und auch traumatische Spuren hinterlassen.

Narzisstische Elternteile und Familienmitglieder

Narzissmus kann im Familienumfeld vorkommen, es können beispielsweise Eltern, Großeltern, Geschwister, Tanten oder Onkel sein, die diese Persönlichkeitsanteile besitzen. Als Kind unter einer narzisstischen Mutter oder einem narzisstischen Vater zu leiden, ist prägend und kann dazu führen, dass Betroffene im Erwachsenenleben erneut an Menschen mit diesem Stil geraten. Das Verhältnis vom narzisstischen Elternteil zum Kind kann sich beispielsweise durch Liebesentzug, Abwertung, Schweigen, Vermittlung von Schuldgefühlen, Kontrolle und Dominanz zeigen. Auch kann es sein, dass Liebe und Zuneigung an bestimmte Bedingungen geknüpft sind und die eigenen Emotionen nicht anerkannt oder heruntergespielt werden. Die erlebte emotionale oder auch körperliche Gewalt kann das Kind stark in seiner Bindung und dem Selbstwert erschüttern.

Narzissmus im Freundeskreis

Menschen mit narzisstischen Zügen können auch im Freundes- oder Bekanntenkreis auftauchen. Diese suchen sich meist Personen, die ihr Ansehen und ihren Status unterstreichen. Der Freund oder Bekannte mit den narzisstischen Anteilen sucht sich Menschen, die ihn bewundern und mit denen er sich schmücken kann. Darüber hinaus hält er nach Personen Ausschau, die ihm helfen und ihm die alltägliche Arbeit abnehmen, damit er sich um die aus seiner Sicht wichtigen Dinge kümmern kann. Im Vordergrund steht der eigene Nutzen, ist dieser nicht mehr gegeben oder das Ziel erreicht, wird der Kontakt meist abgebrochen. Nicht selten äußert sich der narzisstisch geprägte Freund oder Bekannte im Nachhinein noch abfällig über den Betroffenen.

Narzissmus im Arbeitsumfeld

Narzissmus im Beruf ist bei weitem keine Seltenheit. Meist sind diese Personen in der Führungsebene anzutreffen. Der narzisstische Stil kann sich durch eine starke Ichbezogenheit, rücksichtslose Machtausübung und starke Willkürherrschaft äußern. Entscheidungen werden oft ohne Rücksprache und unabhängig von den Mitarbeitenden getroffen. Weiterhin kann sich der narzisstische Stil durch einmischen, reinreden und besserwisserischem Verhalten zeigen. Diesen Führungspersonen ist es wichtig im rechten Licht zu stehen, die Bedürfnisse der Mitarbeitenden werden dabei oft außer Acht gelassen.

© 2023 | Madeline Hellmann – Heilpraktikerin für Psychotherapie